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Wie kann Elternarbeit gefördert werden?
Wie kann Elternarbeit gefördert werden?
21.09.2022 | Rubrik: Kirche+Familie | 3.5 Minuten Lesezeit

Im Juni haben sich 12 „Orange“-Denkende aus EMK, FEG, Viva Kirche, Ref. Kirche und VFMG in Aarau getroffen, um darüber nachzudenken, wie wir als Kirche in Zukunft Familien dienen, sie ausrüsten und einbeziehen können.

Christian Zwicky (FEG), Beat Bachmann (EMK) und Tobias Bendig (Viva Kirche) haben dazu eingeladen. Zunächst gaben sie kurze Impulse in die Gruppe. Eltern haben durchschnittlich 3000 Stunden pro Jahr Zeit, um in ihre Kinder zu investieren. Das ist ein viel grösseres Potenzial als Kirche mit ca. 40-60 Stunden hat, um die Kinder und Jugendlichen zu prägen. Unser Gewinn als Kirche sollte nicht steigende Teilnehmerzahlen sein, sondern Eltern gewinnen, indem sie sich verbunden fühlen und ermutigt sind, im Alltag Glaubensschritte mit ihren Kindern zu machen. Mit der World Café Methode wurden diese Gedanken dann vertieft und überlegt, wie das praktisch werden kann.

An einem Tisch haben wir uns gefragt, was die (Kern-)Kompetenzen von Kirche für Eltern sind. Was können wir bieten als Kirche? Neben erwartbaren Rückmeldungen von „zweite Heimat sein“, „Gemeinschaftsfördernd“ oder „Geistliche Elternschaft“ kamen auch ehrliche Gedanken zum Ausdruck, dass Kirche im bisherigen Verständnis auch zu Überforderung führen kann (für Familien mit kleineren Kindern oder introvertierte Menschen). Daher ist ein „Mindchange“ wichtig, damit z. B. der Gottesdienst nicht eine Konsumveranstaltung bleibt, sondern zu einem Ort wird, wo Familien zugerüstet und ermutigt werden. Zudem wären Alternativ-Formen von ungezwungenem Zusammensein wichtiger, z. B. gemeinsames Essen nach dem Gottesdienst, Spielen, Austauschen, gemeinsame Freizeitgestaltung. Familien verbinden sich untereinander, mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern, Angestellten oder den anderen Generationen. So hat Kirche die Möglichkeit, Erlebnisse von Jung und Alt zu ermöglichen.

Zu einem weiteren Thema haben wir überlegt, wie Kirche Eltern zur Jüngerschaft in der Familie ermutigen und sie darin freisetzen kann. Während der Corona-Zeit haben wir gelernt, dass es auch ohne zentralen Gottesdienst für Familien gehen kann. Was können wir aus dieser Zeit an Gutem mitnehmen? Zunächst wurde die grundsätzliche Haltung von Jüngerschaft diskutiert. Glaube soll in der Familie vor allem ohne Druck oder Zwang erlebt werden. Art und Methode von jüngerschaftlichem Unterwegssein mit den Kindern hängt stark von Typ und Geschichte der Eltern ab. Sich seiner Biografie bewusst sein hilft, Kinder in aller Freiheit in der Nachfolge von Jesus zu begleiten. Unter dem Begriff verstanden die Teilnehmer ein bewusstes Begleiten der eigenen Kinder im Glauben. Dieses Begleiten soll geprägt sein von ehrlichem Anteil geben und Erleben lassen des eigenen Glaubens. Weitere Kennzeichen sind eine Sehnsucht der Eltern, dass ihre Kinder eine Gottesbeziehung leben und deren Glaubensfragen ernst nehmen und darauf reagieren (können). Es wurden einige praktische Ideen für Kirchen und Gemeinden zusammengetragen, wie Jüngerschaft zu Hause gefördert werden kann. Z. B. wurden vertiefende Fragen oder Anregungen vom KiGo für zu Hause genannt, die den Eltern nach dem Programm geschickt werden, Sonntage an denen bei allen Altersgruppen (Kids, Teens, Erwachsene) das gleiche Thema drankommt oder Eltern, die ihm Rahmen vom (Pre)Teenie-Programm ihre Glaubensgeschichte teilen. Neben weiteren praktischen Ideen und Hilfsmittel für Eltern wie Gebetswürfel oder Phasenkarten, wurde vor allem betont, dass Nachfolge zu Hause durch die Vision der Eltern getragen werden muss. Diese wird vermutlich dadurch gestärkt, dass wir als Kirche mit den Eltern regelmässig im Gespräch sind, sie aktiv z.B. in einen Preteens-Kurs miteinbeziehen oder ihnen immer wieder mit Spezialisten Wissen in den verschiedenen Phasen der Kinder helfen und Begegnungsplattformen bieten.

Am dritten Tisch ging es um Methodik und Programme für Eltern am Sonntagmorgen in der Kirche. Wie können wir den Sonntagmorgen nutzen, um Eltern zu verbinden und sie für den Alltag mit ihren Kids auszurüsten? Auch an diesem Tisch wurde klar, dass wir in Zukunft einen stärkeren Fokus auf das Erleben der Familien am Sonntagmorgen richten müssen und dabei nicht nur die Eltern im Blick haben, die treu und regelmässig kommen, sondern auch jene, die (durch Corona noch verstärkt) nur noch unregelmässig bis gar nicht mehr am Programm teilnehmen. Wenn wir Gottes grossen Auftrag, in die Welt hin zu den Menschen, bzw. zu den Familien zu gehen, ernst nehmen wollen, dann müssen wir auch bei der Gestaltung und Methodik vom Sonntagmorgen Veränderungen zulassen. Zunächst wurden bereits bekannte Ideen genannt, wie das „Orange Fenster“ im Gottesdienst, wo Mitarbeiter berichten, was die Kinder und Teens gerade in ihrem Programm erlebt haben oder wo ganze Bereiche der Young Generation Arbeit vorgestellt werden, sowie Gottesdienste, bei denen die Gemeinde zusammen mit den Kindern feiert (Familien-Gottesdienst, Gottesdienst für alle). Bei letzterem wurde bald die Spannung deutlich, die solche Gottesdienste mit sich bringen. Jugendliche, Erwachsene oder Senioren sollen nicht einfach nur zu Zuschauern eines Kindergottesdienstes, sondern selbst auch aktiv mit einbezogen werden. Einige Diskussionsteilnehmer haben schon gute Erfahrungen gemacht mit Workshops oder verschiedenen Posten, die nach einem gemeinsamen Start nacheinander absolviert werden. Bewährt hat sich auch, wenn Kinder mit ihren Grosseltern oder der Seniorengeneration solche Gottesdienste gemeinsam vorbereiten. Neben diesen Ideen, bei denen die Gemeinde am Sonntagmorgen zusammenbleibt, wurden auch Methoden genannt, bei denen sich Familien parallel zum Gottesdienst der Erwachsenen treffen, z. B. zu einem Familien-Brunch-Gottesdiensten in einem Park, zu Spiel & Sport Angebot oder zu einem Postenlauf durch den Ort mit gemeinsamem Abschluss und Bröteln. Eltern in den Kids Treff einladen zum Thema Beten oder Bibellesen mit Kindern war auch ein spannender Vorschlag. Hier können Eltern direkt etwas mit ihren Kindern üben und die Erfahrung mit in den Alltag nehmen. Bei diesen speziellen Anlässen gab es zwar auch immer eine biblische Geschichte oder ein geistliches Thema, aber der Schwerpunkt liegt darin, die Eltern zu verbinden und ihnen zu helfen, den Glauben mit ihren Kindern und Teenies im Alltag besser zu leben. Insgesamt ist die Überzeugung gewachsen, dass wir den Sonntagmorgen noch viel kreativer und vor allem als ein Erlebnis für die gesamte Familie gestalten können und wollen.

Die Denkfabrik hat offengelegt, dass viele Kirchen sich darüber Gedanken machen, wie sie in Zukunft mit ihren Familien unterwegs sein wollen und ihren Bedürfnissen begegnen. Klar ist, dass wir mit unserem Programm nicht nur in die Kinder und Teenies investieren wollen, sondern auch in die Eltern, da sie einen grösseren Einfluss auf ihre Kinder haben. Bei all den Ideen wurde aber immer auch deutlich, dass bei den Kirchen ein Umdenken stattfinden muss, damit diese neuen Formen und Ansätze, bei denen Eltern am Ende gewinnen, umgesetzt und auf Dauer etabliert werden können.

Wie kann Elternarbeit gefördert werden?
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